Wie baut man einen Drachen?

Die Hussitenfestspiele in Bernau… seit 1997 hatte ich mit meiner Familie daran teilgenommen. Und da meine Chefin meines Praktikums beim Bernauer Blick auch die Verantwortliche für die Festschrift war, ergab sich der Rest: Ich schrieb über die Entstehung des Drachen, der auch Jahre danach zu den verschiedensten Anlässen unterwegs ist.

Und 2005 wurde der Text wieder wichtig, weil eine neue Redakteurin in der Festschrift über den Drachen schrieb. Hab ich ihr also meinen alten Text geschickt…

Wie baut man einen Drachen?

Eine ziemlich interessante Frage, die einen aber erst dann richtig beschäftigt, wenn man einen Drachen bauen will. Begonnen hatte die Suche nach einem Drachen eigentlich schon nach dem Hussitenfest im vergangenen Jahr, wobei wir (d. h. meine Eltern, mein Bruder Carlo und ich) uns einig waren, dieses Mal nicht erst im Frühling damit anzufangen, etwas für das Hussitenfest zu bauen.

Als wir uns dann zum Fest der Begegnungen auf dem Kulturhof im Herbst erstmals alle trafen, wurde die Idee des Drachens für die Maskerade geboren. So kam es, daß wir uns erst einmal die verschiedensten Möglichkeiten ausdachten, einen Drachen darzustellen. Da gab es zum Beispiel den Vorschlag, daß wir innerhalb einer großen Eisenkonstruktion, die den Drachen dargestellt hätte, stecken sollten. Das hätte aber den Nachteil, daß dieses Gestell viel zu schwer gewesen wäre, und so wurde dieser Gedanke, wie viele andere, wieder verworfen. Inzwischen war es Januar geworden, und langsam, aber sicher begannen die Vorbereitungen für das diesjährige Hussitenfest in der FRAKIMA. Wir hatten immer noch keine brauchbare Idee, als Petra Skovholm sich etwas ausgedacht hatte, worauf wir noch nicht gekommen waren, was aber verblüffend einfach war: Jeder brauchte nur sein eigenes Kostüm zu tragen und diese „Drachenteile” müßten dann nur noch hintereinander laufen, ohne fest miteinander verbunden zu sein. Damit man aber trotzdem noch einen Drachen erkennen kann, müßten am Vordermann der Kopf des Drachens befestigt sein, in der Mitte zwei Leute Fahnen als Flügel schwenken und der Letzte den Schwanz hinter sich herziehen. Die Grundidee war also geboren; nun ging es an die Detailarbeit. Also suchten wir in der folgenden Zeit überall nach Vorbildern für unseren Drachen. Fündig wurden wir bei einer Karte des Sammelkartenspiels „Magic”, nach deren Abbildung wir den Kopf des Drachens bauen wollten, und bei einem Foto einer Fledermaus fanden wir die ideale Vorlage für die Flügel. Inzwischen kamen wir auch regelmäßiger zur FRAKIMA und besprachen die Einzelheiten. Einen Bändiger bekam der Drache dann auch, nämlich Petra, und Anne, Maria, Katja, Janin sowie Juliane verstärkten den Drachen personell, wodurch er nun viel riesiger wurde. Da nun dessen Aufbau weitest gehend geklärt war, machten wir uns an die Arbeit. Das bedeutete erst einmal: Schuppen schneiden, Schuppen schneiden und Schuppen schneiden, denn pro Kostüm braucht man etwa 350 bis 400 große Schuppen bzw. ca. 4000 kleine Schuppen. Wie die Anzüge sollten sie dunkelrot sein, es konnten aber auch einige aus Leder dabei sein. Trotz dieser Menge war das Ermüdendste und das Zeitraubendste vor allem das Annähen der Schuppen, wozu man pro Person etwa 60 Meter Nähgarn brauchte. Viel schwieriger erwies sich dagegen die Gestaltung des Kopfes, denn der mußte gleichzeitig überzeugend wirken, stabil, leicht zu befestigen und zu tragen sein. Flügel bekam der Drache durch eine Holzstange und lange Drähte an jeder Seite, die durch Stoffbahnen miteinander verbunden sind und so tatsächlich an Fledermausflügel erinnern. Neben allen diesen handwerklichen Arbeiten mußten wir uns auch bei den einzelnen Bewegungen aufeinander abstimmen, damit wir so natürlich wie möglich laufen, denn was nützt einem der schönste Drache, wenn jedes der Einzelteile etwas anderes tut und die ganze Wirkung dadurch verlorengeht?

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