When the music died
Pünktlich zum 20. Todestag John Lennons nahm ich mich des Themas an, recherchierte in meinen Büchern und im Internet. Was dabei herauskam, enthält einerseits mehrere Details und ist andererseits ziemlich unheimlich.
When the music died
Dezember 1980: John Lennon feierte, gerade 40 geworden, sein Comeback. Zuvor war er fünf Jahre lang im „Ruhestand“ — er schrieb wenige Songs, spielte kaum noch, trat nicht auf und brachte keine einzige Platte heraus — er wollte einfach nur mit seinem neugeborenen Sohn Sean zusammen sein.
Doch nun hatte er „Double Fantasy“ herausgebracht, ein nur in wenigen Wochen produziertes Album, auf dem Songs von ihm und von seiner Frau, Yoko Ono, enthalten waren. Alle Titel beschrieben die Freude am Leben, besonders das mit seinem Sohn und seiner Frau. Besonders die Singles „(Just Like) Starting Over“ und „Woman“ verdeutlichen dies.
Viele seiner Fans gefiel aber aus genau diesen Gründen seine neueste Platte nicht. Sie hatten vielmehr auf kritische Töne wie bei „Revolution“ oder auf Hoffnungen wie bei „Give Peace A Chance“ und „Imagine“ gehofft. So war das Verkaufsergebnis mit 700.000 Stück Anfang Dezember unter Johns Erwartungen geblieben.
Trotzdem fühlte er sich wieder in seinem Element, war dabei eine neue Tournee zu planen und arbeitete schon an einer neuen Platte. Auch an diesem achten Dezember arbeitet das Ehepaar schon morgens an ihren neuen Titeln und geht um etwa 17.00 Uhr aus dem Dakota, ihrem Wohnhaus in New York, um in der „Hit Factory“ weitere Aufnahmen vorzunehmen. Am Eingang warten wie immer ein paar Fans, denen John auch bereitwillig Autogramme gibt.
Kurz vor 23 Uhr kehren sie zurück, fahren aber nicht wie sonst mit dem Auto direkt in den Hinterhof, sondern wollen das alte Gebäude durch den Haupteingang betreten. Lennon, der hinter seiner Frau geht, sieht einen Fan, der schon bei ihrem Verlassen unter den Wartenden war, beachtet ihn aber nicht weiter. Er ist schon wieder einige Meter von ihm entfernt, als der Fan ihm zuruft: „Mister Lennon?“
Der Fan ist Mark Chapman, ein Beatles- und John-Lennon-Fan aus Hawaii. In seinem Zimmer, fast schon ein Beatles-Museum, hörte er manchmal tagelang Songs, vor allem die Lennon-Komposition „I Am The Walrus“: „I am he as you are he as you are me and we are all together“ Chapman identifizierte sich geradezu schizophren mit John Lennon — er versuchte nicht nur ihm ähnlich zu sehen, er wusste, er war John Lennon. Vor seinem Flug nach New York und auch dort unterschrieb er mehrmals mit „John Lennon“.
Als der Gerufene über die Schulter blickt, sieht er Mark Chapman in Kampfstellung stehend, einen 38er Revolver auf ihn gerichtet. Zwei Schüsse. Lennon wird durch die Kugeln, die in seinen Rücken treffen um die eigene Achse gedreht. Chapman schießt erneut. Zwei Kugeln treffen die Schulterblätter, eine dritte fliegt vorbei. John torkelt schwer blutend auf den Boden der Empfangshalle: „I’m shot!“ Chapman fängt an, in Ruhe das Buch „The Catcher in the Rye“ zu lesen. „Wissen Sie, was Sie getan haben?“, fragen ihn die wenig später eintreffenden Polizisten. „Ja, ich habe John Lennon erschossen.“
Schon kurz nach Bekanntwerden des Todes von Lennon versammeln sich trauernde Menschen vor dem Dakota-Haus, später wird die gesamte Straße für den Straßenverkehr gesperrt. Von überall klingen seine Lieder, nicht nur unter den Trauernden — weltweit spielen Radiostationen tagelang ausschließlich Beatles- und Lennon-Stücke. Am 14. Dezember findet auf der ganzen Welt eine 10minütige Schweigeminute statt. Das Time-Magazin schreibt „When the Music died“ auf ihre Titelseite und New York verlieh John Lennon posthum ihre höchste Auszeichnung, die Händel-Medaille und benannte einen Teil des Central Park nach einem seiner Songs, „Strawberry Fields“. Die Welt hatte einen der talentiertesten Musiker des zwanzigsten Jahrhunderts verloren.
„I just fired my bodyguard. It’s my rationate … if they’re gonna get ya, they’re gonna get you anyway.”
— John Lennon, drei Wochen vor seiner Ermordung