Das Märchen von Schnüffelbärchen und dem Rüffelschweinchen (dritter Versuch)
Der dritte und letzte Teil der Schnüffelbärchen-Texte. Dieser Teil erschien allerdings nicht in der Schülerzeitung. Warum, ist mir nicht mehr klar, zumal hier eine elementare Regel auf den Kopf gestellt wird: Die Überschrift kommt erst sehr, sehr spät. Möglich, dass es daran lag.
Rauchschwaden krochen in kleinen Kringeln aus dem Aschenbecher heraus. Ursprünglich hatte er nie vorgehabt zu rauchen, aber nun musste er sich irgendwie beruhigen. Die letzten Monate hatten hart an seinen Nerven gezehrt. Nicht nur, dass er als Chefredakteur einer Schülerzeitung versuchen musste, irgendwie halbwegs interessante Artikel in die nächste Ausgabe zu bringen, inzwischen hatte ein einzelner Artikel schon mehrere Entlassungen gefordert und es gab praktisch keinen Leser mehr, der verstand, was da eigentlich vor sich ging. Kurzum, er war geschafft. Geschafft von den schlaflosen Nächten, geschafft von den Vorwürfen der Leser, geschafft von den unsäglich untalentierten Redakteuren (mich eingeschlossen), geschafft vom Geschafftsein.
Wieder einmal dachte er über die Zukunft dieses fast schon tödlichen Artikels nach: „Warum kann dieser Artikel nicht einfach ein Artikel sein wie jeder andere und nach der Veröffentlichung Veröffentlichung sein?“ dachte er. „Warum kann dieser Artikel nicht einfach ein Artikel sein wie jeder andere und nach der Veröffentlichung Veröffentlichung sein?“ sagte er, denn er sagte immer, was er dachte. „Warum?“ stammelte er. Keine Antwort. „WARUM?“ brüllte er. Wieder keine Antwort. „warum?“ flüsterte er. Auch diesmal keine Antwort, da schließlich schon beim Brüllen keiner zugehört hatte. Und da fing er an zu weinen. Es war nicht ein Weinen, bei dem Tränen flossen, vielmehr ein Weinen, mit dem er klarstellte, dass er völlig verzweifelt war. Zwei Versuche, einen nicht gerade besonderen, sondern vielmehr einen völlig unnötigen Artikel in diese Zeitung zu bringen, waren erfolglos gescheitert und hatten ihm fast den Verstand gekostet. Jeder normale Mensch hätte kapituliert und gesagt: „Nein, ich bringe diesen dummen Artikel nicht in die nächste Ausgabe – werde ihn in überhaupt keine Ausgabe mehr bringen, so wahr ich hier stehe, mein rosa Tüllkleid nicht zwickt und ich meinen Finger endlich aus dem Nasenloch bekomme.“ Doch er saß und so konnte er diesen Satz nicht sagen, Stattdessen sagte er etwas, das später wohl nie in die Geschichte eingehen wird: „Entweder kommt dieser Artikel in unter die Druckerpresse oder ich!“ Er konnte noch nie Versprechen halten.
Es war ein harter Kampf, aber endlich: Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen brachte er den Artikel in die Druckererei und es gelang ihm tatsächlich ihn zu layouten:
Das Märchen von Schnüffelbärchen und dem Rüffelschweinchen (dritter Versuch)
Es war einmal eine Königstochter, die hatte Augen wie ein treues Pferd und Beine wie ein junger grüner Frosch. Und wie sie so wieder einmal durch den Schlossgarten hoppelte, da…
Doch unerwartet fiel ihm auf, was ihm vorher noch nicht in dieser eindringlichen Schrecklichkeit aufgefallen war. Einer seiner völlig verblödeten Redakteure (nämlich ich) hatte es wirklich geschafft, diese ganze Seite mit einer völlig sinnlosen und vor allem falschen Vorgeschichte zu füllen. Nun reichte es ihm. Nun werde er endlich ein Machtwort, ein Schlusswort sprechen. Und wie er, sich anfangs noch völlig sicher, aber sich nach und nach immer klarer werdend, dass diese unsägliche Geschichte wieder einmal nur Scherereien gebracht hatte, entschlossen wie noch nie rief: „Schluss!“, da waren schon wieder mehrere Zeilen beschrieben, die im Grunde schon für den Rest der Geschichte gereicht hätten. Tja, Pech gehabt.