Die unfassbaren Abenteuer von Laken-Man

Der zweite Versuch einer abgedrehten Story nach der Schnuffelbärchen-Reihe. Initialzündung war der Kinobesuch bei Spider-Man und die Frage: Wovon könnte man als potenzieller Superheld noch so gebissen werden?

Man sieht auch recht deutlich, dass das mein einziges Konzept war: Ich halte mich ewig an der eher an Superman orientierten Vorgeschichte auf und eine Handlung im koventionellen Sinne zeichnete sich nicht gerade ab. Doch auch hier gab es wie beim großen Vorbild eine Fortsetzung

Die unfassbaren Abenteuer von Laken-Man

Die unfassbare Geschichte des unglaublichen Laken-Man beginnt in einer an sich relativ durchschnittlichen und vor allem überdurchschnittlich unbekannten amerikanischen kleinen Großstadt. Hier leben fünf bis sieben Millionen Einwohner, illegale Einwanderer und Männer mit hässlichen Schnauzbärten nicht mitgezählt. Hier in dieser Stadt, die trotz ihrer Unbekanntheit nicht ganz unwichtig für die Futtermittel- und Werbeindustrie war, begann das Schicksal von Bradbury Taylor seinen Lauf zu nehmen. Natürlich erst, nachdem er selbst laufen gelernt hatte.

Doch wenn man ehrlich ist, dann begann die unfassbare Geschichte des unglaublichen Laken-Man nicht in dieser US-Stadt, deren Name bisher nicht ein einziges Mal erwähnt worden ist, sondern in dem fernen Sternensystem Versil, deren dritter Planet auf den Namen Lakia hörte. Nun, der Planet hörte nicht wirklich auf diesen Namen. Aber wer würde schon gerne den Befehl „Lakia, Platz!“ ausprobieren, wenn dadurch eine Bevölkerung von mehreren Millionen Laken in Gefahr gebracht werden würde? Eben.

Zurück zur Geschichte:
Die Lakianer hatten eine glückselige Zeit unter der Regierung des großen Himmelbetts erlebt, das sie aus den doch recht primitiven Zuständen unter der Holzpritsche herausgeführt hatte. In großen Zeitschriften ging man nun auf Probleme der Bevölkerung ein, wie etwa „Mein Sohn will unbedingt ein Kissenbezug werden, was kann ich tun?“ Doch auch diese erfreuliche Zeit, in der wunderschöne Dinge wie Weichspüler erfunden und die Ehe zwischen Gleichgewebten erlaubt worden sind, ging zuende. Die große unheimlich unbequeme Matratze errichte eine Quasi-Diktatur, da alle Minister Wasserbetten und somit höchst bestechlich waren. Die Matratze gründete weiterhin eine Armee von Spannbettlaken, an deren Standfestigkeit niemand rütteln konnte. Optimisten hofften, die Matratze würde irgendwann einmal einen weichen Federkern zeigen. Doch man merkte, dass man sich besser nicht besser auf sie rauf- oder mit ihr anlegen sollte.

Auch Hubert und Elfriede Platt hatten Angst. Nicht unbedingt vor der großen Matratze, sondern eher vor der baldigen Zerstörung ihres Planeten, die durch die Angst vor der großen Matratze in kleine Randnotizen in der Tageszeitung verschwand. Aus diesem Grund erfanden die Platts mit ihren Nachbarn die Raketentechnologie, um entkommen zu können. Doch die Zeit reichte nur für eine kleine Reisekapsel, in der Jochen, Sohn von Herrn und Frau Platt, seine Reise antreten konnte. Als Ziel suchte man den einzigen Planeten aus, auf dem die Lebensverhältnisse für Laken akzeptabel waren: Der vierte Planet des Sol-Systems.

Auf der Erde hatte unterdessen Bradbury Taylor gelernt zu laufen, sodass das Schicksal nun die einmalige Gelegenheit erhielt, es ihm gleichzutun. Von all den furchtbaren und in den Augen von Menschen auch unfreiwillig komischen Ereignissen auf Lakia hatte Bradbury nichts mitbekommen. Das würde aber auch äußerst unglaubwürdig sein.

Bradbury war mit seiner Mutter einkaufen gegangen an diesem sonnigen Vormittag, der aber genauso grau aussah wie jeder Vormittag um acht Uhr, da der Berufsverkehr um diese Zeit zu einer undurchdringlichen Smog-Wand führte. Das war aber nicht der Grund für Bradburys überaus traurigen Gesichtsausdruck, der ihm in einem entsprechend finanziertem Film zumindest eine Oscar-Nominierung eingebracht hätte. Nein, seit dem Tod seines Vaters machte er sich fast immer Vorwürfe und wollte die Welt in einen besseren Ort verwandeln. Seine Mutter war immer der Meinung, dass es schon reichen würde, wenn er ihr irgendwann die Kaution bezahlte, die sie für ihn hinterlegt hatte. Aber wenn er die Welt tatsächlich in einen besseren Ort verwandeln sollte, würde sie sich ihm nicht in den Weg stellen.

Das nachmittags hoffnungslos überfüllte Einkaufszentrum war an den frühen Vormittagen geradezu leer. Leer von den Massen Teenagern, die an den Nachmittagen das Zentrum bevölkern. Dafür umso voller von Rentnern, so dass es für einen oberflächlichen Statistiker kaum einen Unterschied zwischen Vor- und Nachmittag gab. Glücklicherweise recherchierte für diesen Rückblick ein sehr arbeitsversessener Statistiker, sodass wir über diese äußerst aufschlussreiche Information verfügen. Darum nochmals vielen herzlichen Dank an Herrn Dohlmann aus Oberschöneweide.

Zurück zur Geschichte:
Zwischen all jenen Rentnern und vereinzelten Jugendlichen, die nicht gemerkt hatten, wie spät es schon war, drängelten sich Mrs. und Bradbury Taylor, um das Bettengeschäft zu erreichen. Es war an der Zeit, ein neues Laken für Bradbury zu erwerben, warum – das ist bis heute ein Mysterium. Während einige Menschen von Vorbestimmung sprechen, fassen dies andere als Beleg für Bradburys Veranlagung für Inkontinenz auf. Überlassen wir die Findung der richtigen Version den Anwälten und Ärzten.

Mrs. und Bradbury Taylor betrachteten die angebotenen Laken und wie aus heiterem Himmel (der ja nicht gerade heiter war, wie der geneigte Leser mitbekommen haben mag) drehte sich Mrs. Taylor zu Bradbury um und begann etwas tadelnd: „Well,…“ Denn wie gesagt, findet das Geschehen in einer amerikanischen Stadt statt. Und einige Ausdrücke möchte Mrs. Taylor trotz intensiver Übersetzung nicht ablegen. Das heißt, nach einem kurzen Gespräch mit dem Lektor entscheidet sie sich, nur noch einen amerikanischen Akzent durchblicken zu lassen, der aber in der vorliegenden Schriftfassung vollständig verschwindet.

Mrs. Taylor drehte sich also um und begann etwas tadelnd: „Ähm,..“ Doch Bradbury setzte wieder einmal diesen völlig geheimnisvollen Gesichtsausdruck auf, bei dem man nie wusste, welches Gefühl er da nun eigentlich zeigte. Seine Mutter wusste nur, dass sie ihm in solchen Momenten nie böse sein konnte. Selbst wenn er auch sie töten würde, sie würde ihm immer noch jeden Wunsch von den Lippen ablesen. Das heißt, wenn sie es dann noch könnte.

Bradbury drehte sich schnell wieder um. Vielleicht, weil ihn sein eigener Gesichtsausdruck langweilte und er nicht seine eigene Mutter angähnen wollte. Vielleicht, weil es dem Leser langweilig wurde von solchen Hypothesen und Bradbury ihn durch ein wenig Action wachrütteln wollte. Jedenfalls wühlte er nun in dem Korb mit preisreduzierten bzw. Second-Back-Laken herum, als ihn ganz unerwartet, völlig plötzlich und sowieso letztendlich überraschend etwas biss. Er selbst sollte vorerst nicht erfahren, was ihn in seine Hand gebissen hatte. Aber um den Leser nicht auf die Folter zu spannen (es sei denn, es gehört zu seinen Freizeit-Aktivitäten), verraten wir nun den Grund für den Biss: Es war Jochen, das verirrte Babylaken, das in der Erdatmosphäre sämtliche Fähigkeiten zum aktiven Handeln verloren hatte. Äußerst interessante Umstände, die eine interessante Rahmenhandlung für eine Gesellschaftssatire (mit Tom Hanks und Uschi Glas in den Hauptrollen) ergeben hätten, brachten Jochen in dieses Bettengeschäft. Hier musste er sich einen Korb mit relativ leichen Tüchern teilen. Darum (aber auch aus Gründen, die dreidimensionale Wesen allerdings nie verstehen könnten) biss er Bradbury sehr schmerzhaft in die Hand.

Es hätte eine so schöne Freundschaft werden können.

Stattdessen kam Bradbury seinem Wunsch (Die-Welt-verbessern®) ein Stück näher: Er sollte sich ohne Wissen seiner Verwandten verwandeln: Er wurde zu Laken-Man™, dem einzigen Superhelden, der auch nach einem lebensgefährlichen Kampf gegen den dreckigen Abschaum dieser Welt aussieht wie frisch gewaschen.

Freuen Sie sich auf „Die unfassbaren Abenteuer von Laken-Man“! Bald im Kino, als Roman, als Computerspiel, als Comic, als Ü‑Ei-Figur, als verführerische Unterwäsche-Kollektion und mit seiner ersten Single „Hang Around“.

Und vielleicht sogar in dieser Schülerzeitung.

2S – Geschmack braucht kein Protein

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