Zeit für Schüler – Die Schülerzeitung
Die schriftlichen Abi-Prüfungen standen bald an, ich hatte fast sämtlichen Arbeiten für eine Schülerzeitung zu erledigen und Homepage-AG und Multimedia-AG gab es ja auch noch. Was vergessen? Ach ja, die Arbeiten am Abi-Buch begannen auch.
Heißt also: Ich hatte noch genügend Freizeit, die ich mit der Teilnahme an einem Zeitungsprojekt füllte, das der Betreiber der Druckerei “PegasusDruck” angeleiert hatte. Es sollte eine Zeitung für eine SchülerInnen-Veranstaltung im Januar 2003 entstehen — Thema war “Engagement” und ich schrieb zwei verschiedene Texte zu “Schülerzeitung”. Einmal diesen allgemein gehaltenen und einen speziellen.
Zu dumm, dass die Zeitung nie veröffentlicht wurde…
Zeit für Schüler – Die Schülerzeitung
Eigentlich ist eine Schülerzeitung ja völlig überflüssig. Neuigkeiten sind in einer Schule bekannt, bevor die nächste Redaktionssitzung stattfindet und für offizielle Bekanntmachungen gibt es das schwarze Brett. Und mehr möchte der durchschnittliche Schüler meist sowieso nicht über seine Bildungsstätte wissen. Dennoch erscheint an so gut wie jeder Schule eine hauseigene Schülerzeitung. Und das ist auch gut so.
Sicherlich machen Schulinterna einen Teil des Blattinhaltes aus, gehen aber meist über die Zwei-Zeilen-Informationen der Mund-zu-Mund- bzw. Schwarze-Brett-Propaganda hinaus. Die Redakteure untersuchen Ursachen von großen Umplanungen und Ziele einer Schulhofumgestaltung, erklären Aufgaben des Vertrauenslehrers, entdecken die private Seite von Lehrern und widmen einer Unterrichtsstunde auch einmal eine ganze Ode. Sie tun also alles, um die menschliche Seite der Bildungseinrichtung zu entdecken.
Gleichzeitig ist die Schülerzeitung auch ein Ratgeber: Womit sich Oberschüler auch immer ihre Zeit vertreiben – Bücher, Kino, Musik, Clubs, usw. – findet sich irgendwie beschrieben, manchmal auch bewertet, im Blatt wieder. Und auch Tipps und Tricks zu Zivildienst und anderen Unsicherheiten finden ihren Platz.
Außerdem ist eine Schülerzeitung ein Auffangbecken für diverse „kreative Ergüsse“, wie die oft recht eigenwilligen Beiträge in einer bereits totgeschriebenen Floskel bezeichnet werden. Gedichte über Herz, Schmerz, Gott und die Welt gibt es natürlich, aber auch Parodien bekannter Filme, die oft auch Parodien bekannter Lehrer sind, erfreuen den Leser. Comics und bisweilen selbstgemachte Foto-Love-Stories tun ihr Übriges zur Auflockerung der langweiligen Mathe-Stunde.
So stellt man sich als Chefredakteur zumindest die perfekte Schülerzeitung vor. Aber irgendwie scheinen die Leser nicht ganz einverstanden damit zu sein. Hatte die eine Ausgabe zu viele schulinterne Beiträge, berichtet die nächste garantiert nicht über die absolut wichtige Veranstaltung. Oder dann war eine Ausgabe viel zu oberflächlich – die folgende ist natürlich viel zu umständlich geschrieben. Oder aus den unteren Klassen kommen Beschwerden, dass viele Inhalte einfach uninteressant sind. Hat man diesen Einwurf beherzigt, kommt prompt die gleiche Beschwerde aus den oberen Klassen.
Findet eine Redaktion endlich eine ausgewogene Mischung, ist es auch schon zu spät: Der Schulabschluss ist zwar oft ein Anfang, in diesem Fall aber ein Ende: Mit einem eingespielten Team geht auch oft das Wissen, wie eine Zeitung zusammengestellt wird, wie sie zum Druck kommt und wie der Verkauf abläuft. Und oft ist die neue Redaktion sehr jung, weil die vorherige regelrecht veraltet war. Diese zwangsläufigen Veränderungen führen allerdings zu ständiger Bewegung, laufend kommen neue Ideen und abgenutzte verschwinden wieder. Und vor allem kann man dort viele Erfahrungen sammeln. Bekannte Künstler wie John Lennon und viele Journalisten haben in ihrer Schulzeit selbst an Schülerzeitungen mitgewirkt und wer weiß schon, was die Schülerzeitungsredakteure von heute morgen machen werden?