Der besondere Song (1)
Ich liebte diesen Song schon als Kleinkind, er strahlte einfach eine unglaubliche Freude aus. In diesem Fall sollte er den Auftakt zu einer Reihe in der Schülerzeitung bilden. Dumm nur, dass a) in meinem letzten Schuljahr keine weitere Zeitung mehr erschien und b) es sowieso kein schulrelevanter Inhalt war. Eine Fortsetzung war aber schon geschrieben.
Der besondere Song
Diesmal: „Reet Petite (The Finest Girl You Ever Want to Meet)”
Als Jackie Wilson 1984 mit gerade einmal 49 Jahren starb, konnte er sich selbst wahrscheinlich kaum mehr an sein Leben als Musiker erinnern. Acht Jahre zuvor erlitt er während eines Auftritts eine Herz-Attacke und trug ernsthafte Hirnschäden davon. Ein trauriges Schicksal für einen Mann, der „Mr. Entertainment“ genannt wurde und Elvis und Michael Jackson beeinflusst hat.
Dabei kann man nicht unbedingt behaupten, dass er wirklich Innovatives geleistet hätte – vielmehr bestand sein Repertoire aus leicht abgestandenen Stücken, die er sich allerdings unnachahmlich zu eigen machte. Seine erste Solo-Single aus dem Jahr 1956 (bzw. 57, die Quellen sind da nicht einheitlich) war im Prinzip nur ein Standard-Stück mit Posaunen, dem typischen R’n’B‑Sound dieser Zeit und noch simpleren Text als üblich. „Reet Petite“ zeigt jedoch, was man alles aus Aneinanderreihungen von „she’s so fine“ und „oh oh oh oh oh oh oh oh“ herausholen kann. Waghalsige Tonsprünge sind das geradezu, die die berüchtigten Computer-Tricks in unserer Musik ad absurdum führen. Denn dann gibt es natürlich noch „Rrrrrrreet Petite“ mit dem wohl rrrrollendsten R der Musikgeschichte. In diesem Song gibt es praktisch keinen Text, keine Botschaft – alles Klang, Gefühl und Rhythmus: Alles, das im folgenden Jahrzehnt zu Soul werden sollte.
Jedoch war es Pech für Wilson, dass die Titel, die er bekam, nicht seinen Fähigkeiten entsprachen. Zwar hatte er 24 Top40-Nummern, doch gibt es Meinungen, dass er beim berühmten Motown-Label erfolgreicher gewesen wäre. Aber so brachte er es fast nur in R’n’B‑Kreisen zu Ruhm. 1987 wurde Jackie Wilson posthum in die „Rock and Roll Hall of Fame“ aufgenommen.