Die totale Ruhe
Nach ein paar Monaten hatte ich es tatsächlich geschafft, einen Text für die “UnAufgefordert”, die StudentInnenzeitung der HU, zu schreiben. Und einzureichen. Um dann festzustellen, dass man mich gar nicht ernst genommen hatte mit meinem tollen Text und überhaupt nicht veröffentlichte. War ja mal echt doof gelaufen.
Die totale Ruhe
Schlafen – da ist sich die Medizin recht einig – ist eigentlich recht gut. Doch gerade für Studierende stellt sich zwischen dem Besuch der Uni-Veranstaltungen, der gewissenhaften Nachbereitung des Stoffes, dem Schreiben von Hausarbeiten, der Föderung sozialer Kontakte und des Portmonnaie-Inhalts die Frage: Wann eigentlich? Im günstigen Fall bietet ein löcherig angelegter Stundenplan einige Zeitpunkte, doch wer die Universität (noch) nicht seine Heimat nennt, hat immer nach geeigneten Orten gesucht. Bis jetzt, denn hier stellen wir einige Schlafplatzstellen mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen dem interessierten Publikum vor.
Lesesäle der Universitätsbibliothek
Pro
Direkt neben dem Hauptgebäude der HU findet sich eine Insel der Ruhe. Dort stehen mehrere Räume zur Verfügung, die sich allerdings im eingenickten Zustand nicht sonderlich voneinander unterscheiden. Vereinzelt sind sogar gepolsterte Stühle zu finden! Fortgeschrittene Nutzer suchen sich übrigens zuvor repräsentative Bücher heraus, die vom umsitzenden Fachpersonal Respekt und und unbedingte Zustimmung entlocken.
Contra
Unbedingt daran denken: Es sind keine Kopfkissen vorrätig und eigene Pullover und/oder Körperteile können zu hässlichen Striemen auf dem Gesicht führen. Eine Rekonstruktion der getätigten Nichttätigkeit ist damit für findige KommilitonInnen möglich. Und es gilt meistens: Nicht auf fremde Bücher sabbern! Und wer weiß eigentlich, ob die Säle vor dem Schließen überprüft werden?
Cafés
Pro
Es gibt sehr viele davon und sehen sich doch fast alle ähnlich – kein Problem also, falls man bei einem Etablissement negativ aufgefallen sein sollte. Zudem überzeugen bequeme Sitzmöglichkeiten.
Contra
Dummerweise wird meist erwartet, in einem Café etwas zu erwerben, ein längerer Aufenthalt könnte somit deutlich zu Buche schlagen. Auch liegt der Geräuschpegel oft über der gewohnten Einschlafsituation, gleiches gilt für den Zigarettenqualm für Nichtraucher. Auch doof: Die schönen Sitzmöglichkeiten können nicht an anderen Orte genutzt werden.
Vorlesung
Pro
Irgendwo findet immer eine statt und irgendwo findet sich immer ein Platz und zum Schlafen liegt man sowieso lieber in einer Ecke. Hier herrscht meist entspannende Ruhe und falls vorne eine Person redet, lernt man im Schlaf gleich noch etwas. Die Veranstaltung kann also beruhigt angerechnet werden.
Contra
Irgendwann fällt der Lernkassette vorne auf, woher die Geräusche während der Vorlesung kommen. Und zumindest ein schlechtes Gewissen ist für ein stressfreies Ruhen doch sehr hinderlich. Zudem kann man nur hoffen, nach Veranstaltungsende nicht vergessen zu werden.
S‑Bahnhof Friedrichstraße
Pro
Von diesem Verkehrsknotenpunkt sind die wichtigen Veranstaltungsorte erreichbar und mit etwas Glück kann man sogar eine Bank ergattern. Hierbei findet sich sogar ein sinnvoller Nutzen für abgetragene Kleidung, denn mitunter findet man beim Aufwachen einige Geldstücke neben der Schlafstatt. Eine enorme Kosten-Nutzen-Entspannungs-Rechnung!
Contra
Es gibt an diesem Ort Menschen, die aus verschiedenen Interessenlagen (S‑Bahn-Mitarbeiter, Obdachlose) das eigene Wohlergehen zu hindern suchen. Zudem zählt so ein Bahnhof nicht gerade zu den Prestigeobjekten bei Mitstudierenden und Dozierenden.
Warteecken in Invalidenstraße 110
Pro
Es ist meist ruhig. Es ist meist dunkel. Es ist meistens leer.
Contra
Wenn man aufwacht, fühlt man sich wie in einer geschlossenen Anstalt.
Und falls man gefragt wird, wo man denn den ganzen Tag war: Natürlich in der Uni!