E‑Mail aus Rom

Die Rubrik „E‑Mail aus…“ mochte ich in der UnAufgefordert nie so wirklich. Zu oft wird das Exotische, das Andersartige der besuchten Orte herausgestellt, zu oft vor allem die Großartigkeit der eigenen Zivilisation. Warum ich dann trotzdem dafür geschrieben habe? Ich mag es einfach, mein Bild online zu sehen.

E‑Mail aus Rom

Aber es ist eine Uni-Exkursion! Mit dieser Erklärung hatte ich vor meinem Abflug versucht, den Neid meiner Mitmenschen möglichst gering zu halten, was aber nicht gelang. Immerhin sollte es nach Rom gehen und in Berlin hatten tiefhängende Regenwolken die Stimmung auf einen Tiefpunkt gesenkt. Dagegen zeigte zeigte die „Ewige Stadt“ schon beim Anflug, dass sie  sich offenbar gerne von der Sonne verwöhnen lässt. Strahlender Sonnenschein begleitete uns bei der Fahrt in die Stadt und ein Früchte tragender Orangenbaum empfing uns an unserer Unterkunft. Zu unserem Stockwerk ging es mit einem rustikalen Fahrstuhl aus dem 19. Jahrhundert und nach einigen Versuchen gelang es uns sogar, nicht zwischen zwei Stockwerken stecken zu bleiben. In der obersten Etage entdeckten wir in dem Labyrinth aus Gängen und Räumen schließlich unser Zimmer und ich suchte mir das Doppelstockbett aus, bei dem die scharfkantigen Ösen direkt in mein Gesicht zeigten. Meine zwei Mitbewohner bekamen am Abend sogar getrennte Bettwäsche für ihr Doppelbett.

Mit unseren Dozentinnen im Nacken bleibt uns aber kaum Zeit, unseren Ausflug mit einem Ferienlager zu verwechseln. Ausreichend Zeitdruck sorgt dafür, dass wir den Durchschnitt von Sehenswürdigkeiten pro Stunde auf einem hohen Niveau halten und gleichzeitig unsere Schuhsohlen einem Dauertest unterziehen. Beim Blick auf die Touristengruppen, die per Knopf im Ohr ständig ihren Reiseleitern lauschen, bin ich dann doch glücklich, einer Exkursionsgruppe anzugehören, in der wir bereits vor der Fahrt einen Reader zu unseren Zielen zusammengestellt haben.

Am nächsten Tag ist dann eine Fahrradtour eingeplant und das heißt: Ich kann mit ein paar Freunden die Stadt erkunden und genügend Zeit für die Besichtigung einplanen, während die Fahrradfahrenden den römischen Verkehr provozieren und nur ein paar Minuten Zeit an unseren Treffpunkten halten können. Wir dagegen kommen abends um 19 Uhr ohne Warteschlange in den Petersdom und werden kurz später vom Sicherheitspersonal heraus gebeten, denn auch hier gibt es Öffnungszeiten. Herausgeworfen aus dem Machtzentrum der katholischen Kirche! Dafür hat sich die Exkursion doch tatsächlich gelohnt.

Viele Grüße nach Berlin!

 

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