Rezension: Doppler

Und noch eine Rezension für die UnAufgefordert. Diese hier musste ganz plötzlich geschrieben werden. Ein Glück, dass ich kurz vorher das kleine Büchlein von Madlen bekommen hatte…

Doppler

Magermilch adelt den Menschen.“ Seit Andreas Doppler beschlossen hat, sein gut-bürgerliches Leben aufzugeben und im Wald zu leben, hat er viele philosophische Weisheiten dieser Art auf Lager. Meist sind seine Erklärungen dazu ähnlich absurd und das mag damit zusammenhängen, dass er seinen Ausstieg aus der Zivilisation nach einem Sturz von seinem Fahrrad beschlossen hat. Es sind aber auch diese kleinen Gedankenketten, mit denen der selbsternannte Menschenhasser seine Artgenossen durchaus plausibel erklären kann.

Der norwegische Schriftsteller Erlend Loe reiht in seinem Roman über den Aussteiger Doppler absurde und berührende Situationen aneinander. Sie sind absurd, wenn er seine Abende mit einem Elchen als neuen besten Freund verbringt, auf einer Elternversammlung für Tauschhandel plädiert und misstrauisch einen Nachahmer beobachtet. Und sie berühren, wenn er über seinen Vater sinniert, den er kaum kannte und sein bisheriges Leben in geradezu klassischer Midlife-Crisis überdenkt. Heraus kommt ein Buch, das einen vergnüglich stimmt, wenn man es liest und nachdenklich, wenn man es zur Seite legt. Eines, das zeigt, dass die kleinen Dinge im Leben wichtig sind: Eine Elchkuh erlegen. Im Memoryspiel gegen ihren Sohn gewinnen. Einen Totempfahl errichten. Aus der Zivilisation aussteigen. Doppler ist ein Meister der einfachen Erklärungen. Und erklärt wohl deswegen tiefsinniger als manch anderer.

Erlend Loe: Doppler. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2007, 160 Seiten, 7,95 EUR

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