Zacharias R. — Die offizielle Biographie

Die Idee, ein ganzes Leben zu inszenieren und es auch noch völlig ernsthaft als Wahrheit auszugeben, geisterte bereits eine ganze Weile durch meinen Kopf. Und in einer kleinen Redaktion war es recht leicht, alle zum Mitmachen zu bewegen und so wurden das Leben von Zacharias R. und die Reaktionen auf seinen Tod auf die ungewöhnlichsten Arten behandelt. So gab es etwa auch Songtexte.

Die Reaktionen darauf waren eher negativ: Eine Lehrerin etwa störte sich daran, dass es herausgebracht wurde, als eine Schülerin Suizid begangen hatte. Was wir allerdings nicht wussten.

Übrigens steckt in dem Text ein Hinweis auf die Ursprünge der Idee: Die Rutles sind tatsächlich eine fiktive Band, die die Geschichte der Beatles parodierte.

Zacharias R. — Die offizielle Biographie

Nach Zacharias R.’s Tod, der die Welt erschütterte wie nie, war es nur eine Frage der Zeit, wann die erste offizielle Biografie herausgebracht wird. Dies ist nun am 5. Oktober mit der „Zacharias R. Anthology“ geschehen, einem 547 Seiten starken Werk, das das Leben eines Mannes beleuchtet, der nicht eine, nicht zwei, sondern gleich drei Generationen vollkommen alleine beeinflusste.

Schon seit seiner Geburt am 16. 8. 1977 in Erkner war er etwas Besonderes. Aber ob man nun die Tatsache, dass dies auch Elvis‚ Todestag ist, Schicksal, Bestimmung oder Reinkarnation nennt — seine fast göttliche Persönlichkeit gründete sich nicht nur darin. Allein sein Wissen war phänomenal: Im Alter von vier Jahren konnte er alle Automarken, die es in seiner Umgebung gab, aufzählen und mit fünf wusste er, was man alles nicht anfassen durfte. Doch selbst in diesen jungen Jahren wusste er genau, was er wollte und kaufte sich ein Flugticket nach Melbourne.

Nachdem er seine australische Staatsbürgerschaft erlangt hatte, ging er erst einmal zur Schule. In dieser Zeit kristallisierte sich die Wirkung auf andere Menschen heraus: „Wie er da so saß und mir sagte, dass er es nicht wüsste, da konnte ich einfach nicht anders — ich musste ihm einfach die 1 geben. Und das ging jede Stunde so“, erinnert sich eine Lehrerin mit Tränen in den Augen. In der Schule lernte er auch Anthony Westake kennen, der bis zu seinem grausigen Ende sein bester Freund bleiben sollte. „Was meinen Sie, wie schwer das war — praktisch die ganze Stadt wollte sein Freund sein. Am Schluss gab es sogar Formulare!“ Mit Anthony gründete Zacharias die Schulband „The Moondogs“, und es verstand sich von selbst, dass sie 1996 den nationalen Schulband-Wettbewerb gewannen. Trotzdem halten sich noch immer noch hartnäckig Gerüchte, nach denen nur durch Bestechung der Punkt für die Zweitplazierten entstanden ist. Den Hauptgewinn, die Aufnahme einer Single in London, verband die Plattenfirma extra für „The Moondogs“ mit einem Fünf-Jahres-Vertrag. Und weil diese es nicht abwarten konnte, endlich die Aufnahmen zu beginnen, schickte sie sofort einen Privat-Jet, um sie abzuholen.
In London begann gleich nach ihrer Ankunft die Aufnahme-Session, nur leicht unterstützt vom Ex-Rutle Ron Nasty. Die entstandenen Titel (Oxygen Anaxemia, Incognito, Past, Every Day) wurden gleichzeitig am 6. Juli 1997 veröffentlicht. Aber ob man nun die Tatsache, dass dies auch der 40. Jahrestag des erstmaligen Zusammentreffens von John Lennon und Paul McCartney ist, Prophezeiung, Vorausahnung oder Gottes Wille nennt — fest steht, dass die Songs seitdem pausenlos die Top4 besetzen. Die musikalische sowie textliche Qualität wurde ausnahmslos von Kritikern bewundert und von den Fans, also jedem, angebetet.

Nach diesem beispiellosen Erfolg, ließ eine Tournee nicht lange auf sich warten, „einfach um weitere Zerstörungen der Konzertkassen zu verhindern“. Gleich nach ihren ersten Interviews beschlossen sie, den Bandnamen zu ändern. Dazu Zacharias: „Ich hab nie verstanden wieso, aber die Leute meinten, nur jemand ohne Unterhose könne so gut spielen. Als es uns nervte, darauf hinzuweisen, dass unsere ja elastisch seien, haben wir uns in „The Knicker Elastic Kings“ umbenannt. So einfach ist das.“
Die Tour wurde ein unglaublicher Erfolg. Weltweit arbeiteten Experten an Stadien, die endlich genug Platz für die Zuschauer bieten würden. Dieses Ziel wurde nie erreicht.

Letztendlich hätte alles so schön sein können: „The Knicker Elastic Kings“ nehmen immer neue Meilensteine der Musikgeschichte auf und die Menschheit lebt glücklich zusammen. Doch es sollte anders kommen. Bei ihrem letzten Konzert auf Madagaskar, bei dem bis auf den Strand die gesamte Insel zu einem riesigen Stadion ausgebaut wurde, geschah das Unfassbare: Das Massaker von Madagaskar. Zacharias R. wollte gerade Hamster auf seine „Hamstarre“ spannen, als sich ein wahrscheinlich wahnsinniger Fan auf ihn stürzte um ihn brutalst zu töten und dann unerkannt flüchtete. Bis jetzt wurde die schrecklichen Einzelheiten dieser Tat nicht veröffentlicht, und das, obwohl angeblich noch Journalisten auf die Bühne stürzten und wohl mit aller Kraft versuchten, Zacharias Leben zu retten. Doch die unbekannten Fakten sind nun veröffentlicht; in der „Zacharias R. Anthology“ werden diesem unfassbarsten aller Verbrechen 200 Seiten gewidmet, unterstützt von 50, meist großformatigen Fotos, die mit unglaublicher Schärfe das Geschehen einfangen.

Jedem „Knicker Elastic Kings“- und Zacharias‑R.-Fan sei dieses Buch nicht nur empfohlen, sondern ihm auch befohlen, es zu kaufen. Es ist nicht nur eine Biografie eines Mannes — es charakterisiert uns und unser Jahrhundert wie kein zweites.

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