Das Sportfest

Hier geht es um das Fest 2001 und ist das Ergebnis einer Deutsch-Aufgabe: Schreibe eine Glosse. Unser Lehrer bezeichnete es dann aber eher als Satire. Sei’s drum — wir hatten beide Begriffe nicht geklärt. Wem der Text bekannt vorkommen sollte: Ein Jahr später überarbeitete ich ihn für die Schülerzeitung.

Das Gymnasium ist schon ein seltsamer Ort. In Deutschland bereitet es auf das Studium vor, englisch ausgesprochen bedeutet es schlicht „Turnhalle“. Das sagt einerseits viel über den Bildungsstand der Amerikaner aus, andererseits entlarvt es auch das wahre Gesicht des Gymnasiums.

Kaum anders wäre überhaupt die Existenz eines Sportfestes zu erklären. Ja, sicher braucht die Jugend von heute sportliche Betätigung, um nicht in ihren Denkfalten zu versinken. Aber gleich ein ganzes Fest? Denn ist es wirklich ein Fest, wenn ganze Hundertschaften von Schülern schwitzend und hechelnd herum rennen, springen und Bälle werfen?

So ist „Sportfest“ ein ebenso irreführender Begriff wie „Mathe-Olympiade“ oder „Rezitatoren-Fest“, aber diese in gewisser Weise intellektuell angehauchten Veranstaltungen sind seltsamerweise freiwillig. Das Dasein als Pflichtveranstaltung ist sowieso das Hauptproblem des Sportfestes: Ständig dieser innere, aber vielmehr äußere Zwang, frühmorgens an einem höchstwahrscheinlich schlechten Tag aufzustehen, in unpassender Bekleidung seinen noch unpassenderen Körper zur Schau zu stellen und möglichst unauffällig Letzter zu werden.

So fördern diese Sportfeste ungemein den harten Konkurrenzkampf, wobei doch eigentlich die Schule diesen abbauen und den produktiven Teamgeist fördern sollte. Doch es gab kein Team zum fördern. Wie es der Zufall so will, fehlen zu Sportfesten mehr Schüler als gewöhnlich, warum und wieso sei einmal dahingestellt. Auf alle Fälle kommen sie nicht in den Genuss der mehreren hundert Mark, die für das Fest aufgewendet wurden. Geld, das man genauso gut für ordentliches Klausur-Schreibpapier (die Sek2 kann ein Lied davon singen) hätte ausgeben können. Doch man entschied sich anders. Man entschied sich, das einzige nicht-geistige Fach über alle anderen Fächer zu stellen. Komme was wolle. Da hätte ein verschneiter Sturm peitschen können, doch eine Schlecht-Wetter-Variante war ja nicht vorgesehen.

Doch was soll’s – Wissen ist sowieso vergänglich, aber Blechpokale halten ewig und Fotos vom Sportfest machen sich im Jahrbuch sowieso besser als Schnappschüsse von der Mathe-Olympiade.

Ja, so scheint das Sportfest wirklich als Höhepunkt des Schuljahres angesehen zu werden – aber von wem eigentlich?

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