Der Fuchs und der Hase (Teil 3)
Es sollte ja unbedingt eine Schlange dabei sein, hier kommt sie endlich. Ich habe übrigens schon bei der erzählten Fassung keine Ahnung gehabt, wohin das führen soll… Merkt man nicht, oder?
Der Fuchs und der Hase (Teil 3)
Sein Informant war die „Schlange“. Sie war auch eine, hoffte aber durch ihr Pseudonym ihre wahre Identität verschleiern zu können. Sie hatte ein Schuhputzgeschäft ganz in der Nähe, also kaufte sich der Fuchs ein paar Schuhe, zog sie sich mühsam an und humpelte damit zu dem kleinen Laden. „Schlangeputzt“ hieß er, was wohl ein Wortspiel darstellen sollte, das allerdings niemand verstand. Dort angekommen setzte er sich auf den erhöht gebauten Kundenstuhl und stellte seine Schuhe (inkl. Füße) in die dafür vorgesehenen Abstellflächen. Nach kurzer Zeit hörte er ein näherkommendes Zischeln immer näher kommen. „Sssie sssind sssich sssischer, dasssss Sssie wegen desss Schuheputzenssss gekommen sssind?“ Detektiv Fuchs sah auf seine Schuhe hinab, um die sich ein dicker grünfarbiger Schlangenkörper wand, sein Bein eingeschlossen nach oben wanderte, sodass die Schlange die letzten Worte ihm auf Augenhöhe ins Gesicht spritzte. Der Fuchs tat, als würde er sich immer auf diese Weise unterhalten. „Ich bin aus dem gleichen Grund hier, aus dem ich jedesmal herkomme.“ — „Ssso ssso, verssstehe… Sssie wollen, dasssss allesss sssauber wird in diessser Ssstadt.“ Die Schlange wand sich elegant zwischen den Schuhen umher, wobei sie glücklich aufjuchzte. Der Fuchs blätterte derweil in „Schuhbidu. Lieder für die Schuhzunge von Welt“ bis die Schlange unerwartet an seinem rechten Ohr auftauchte und versonnen hineinflüsterte: „Ach, wie isch frische Schuhe liebe! Womit kann isch sssonst noch dienen?“ Während sich die Schlange eine Zigarette anzündete und tiefe Züge einsog, erklärte der Fuchs die Situation in knappen Worten. Wie zum Beweis seiner Worte kramte er auch das Handtuch heraus und hielt es der Schlange hing. Diese aber nickte nur, inhalierte noch eine Handvoll krebserzeugender Dämpfe und schlängelte sich wieder beinaufwärts zum Gesicht des Fuchses: „Ein Haassse issst ein wunderbaresss Wesssen. So weisches Fell, ssso zzzarte Beinschen und mit Kässse überbacken… himmlisch! Ach!“ Die Schlange wand sich mehrfach um den Oberkörper des Fuchses und wirkte wie benebelt. Schließlich kam sie schweratmend zur Ruhe: „Esss gibt nur zzzwei Möglichkeiten: Entweder issst mir diessser Haassse bereitsss über den Weg gelaufen, in diesssem Fall erwarten Sssie alssso nischt, dasssss er ssso bald irgendwo andersss hin laufen wird.“ Ruckartig sprang die Schlange in das Handtuch hinein, lechzte begierig daran und kehrte diesmal zum linken Ohr des Fuchses zurück: „In diesssem Fall mussss sssisch diesssesss Tierschen aber noch irgendwo andersss befinden… aber früher oder ssspäter wird esss schon auftauchen und dann… Wenn Sssie möchten, kann isch Ihnen auch etwasss aufheben – eine sssüßßße Zzzehe oder eine knusssprige Ohrmuschel oder… wasss issst?“ Der Fuchs hatte verstanden, dass er hier nicht weiterkommen würde und war bereits am Ausgang angelangt. Als die Schlange ihm verwundert nachschaute, hob er kurz den Arm, was soviel heißen sollte wie: „Vielen Dank für die Unterstützung, aber ehrlich gesagt hatte ich mir das doch etwas anders vorgestellt. Trotzdem nichts für ungut und falls ich mal wieder ein Frage oder ein Problem oder einfach jemanden zum Quatschen oder für die Skatrunde brauche, dann schau ich mal wieder vorbei. Obwohl – streich das besser mit der Skatrunde.“ Leider verstand die Schlange diese Geste nicht so ganz, was dem Detektiv dann aber auch wieder egal war. So nah standen sie sich ja dann doch nicht.