Die Stadt der träumenden Bücher

OK, die Überschrift ist geklaut (wenn auch bei einem großartigen Buch). Sonst ist es ein reiner Service-Text für die UnAufgefordert, der dann gekürzt werden musste. Ach ja, dieser Platzmangel auf gedrucktem Papier…

Außerdem stelle ich erstaunliche Ähnlichkeit zu einem unveröffentlichten UnAuf-Text von mir fest. Mh. Passiert.

Die Stadt der träumenden Bücher

Am 8. Juni hat die Zentralbibliothek (ZUB) der Humboldt-Universität (HU) ihre Pforten geschlossen. Am 12. Oktober wird sie im Jacob- und Wilhelm-Grimm-Zentrum an der Geschwister-Scholl-Straße ihren neuen Standort öffnen. Bis dahin werden die Buchbestände der ZUB und vieler Zweigbibliotheken nicht zugänglich sein. Doch bücherhungrige Studierende müssen nicht der Panik verfallen – hier gibt es einen Überblick der verschiedenen Alternativen. Denn Bücher gibt es genug in Berlin. Man muss nur wissen wo.

Bibliotheken an der HU

Während die Zentralbibliothek seit Anfang Juni geschlossen ist, werden die Zweig- und Teilbibliotheken schrittweise ab Mitte Juli geschlossen. Welche Bibliotheken das wann betreffen wird, ist unter www.ub.hu-berlin.de/aktuell/#Umzuege aufgeführt. Die Bibliotheken für Jura, Theologie, Naturwissenschaften und Germanistik-/Skandinavistik werden übrigens an ihren Standorten bleiben – Grund genug, das eigene Referats- oder Hausarbeitsthema entsprechend des Angebots zu ändern.
Vorteile: Nichts liegt näher als die Bibliothek des eigenen Instituts! Die passenden Bücher stehen meist schon geordnet beieinander.
Nachteile: Der chronische Platzmangel wird sich in den kommenden Wochen nicht unbedingt verbessern. Und ausleihen darf man höchstens übers Wochenende.

Andere Unis

…haben auch schöne Bücher. Während die Freie Universität (FU) auf Teilbibliotheken setzt, betreiben die Technische Universität (TU) und die Universität der Künste (UdK) eine gemeinsame Zentralbibliothek. Ganz egal, ob man nach Dahlem oder an den Zoo will: Einen Ausweis bekommt man an beiden Unis kostenlos und das Angebot lässt auch kaum Wünsche offen. Die Online-Kataloge gibt es unter www.ub.fu-berlin.de und www.ub.tu-berlin.de.
Vorteile: Wissenschaftliche Literatur mit allen Vorteilen ohne zusätzliche Kosten, was will man mehr? Hinzu kommen luxuriöse Öffnungszeiten bis teilweise 22 Uhr.
Nachteile: Die TU-Bibliothek ist in den Hauptzeiten nicht nur hoffnungslos überfüllt, sondern auch eine akustische Fehlleistung. Und während die FU gerne mit ihrer philologischen Bibliothek wirbt, muss man sich in ihrer Zentralbibliothek die Bücher in Kelleretagen zusammenklauben.

Öffentliche Bibliotheken Berlins

Zum Verbund der Öffentlichen Bibliotheken Berlins zählen die Stadtteilbibliotheken, die Amerika-Gedenkbibliothek, die Stadtbibliothek und die Senatsbibliothek. Das breite Angebot lässt sich online unter www.voebb.de recherchieren. Ein Ausweis für ein Jahr kostet 5 Euro. Damit kann man auf den gesamten Bestand zugreifen, zu dem neben Büchern und Zeitschriften auch Hörbücher, DVDs und einiges mehr gehört.
Vorteile: Mit etwas Glück kann man hier alles finden und kann nebenbei Berlin entdecken, da die Bestände weit über die Stadt verteilt sind. Kleiner Tipp: Die Leseplätze in Marzahn sind immer frei und wissenschaftliche Literatur ist dort selten ausgeliehen.
Nachteile: Teilweise kollidieren die Öffnungszeiten mit den eigenen Seminarzeiten und wahre Konzentration mag in Neuköllner Bibliotheken nach Schulschluss auch nicht aufkommen.

Staatsbibliothek

Die transparenten Tragetaschen sind inzwischen zu einem Statussymbol geworden: Wer in der Staatsbibliothek liest, zeigt es auch gerne.
Vorteile: Ein umfassendes Angebot. Und zentraler als Potsdamer Platz geht nicht.
Nachteile: 25 Euro im Jahr kostet der Spaß – ein Blick aufs Konto oder in die günstigeren Alternativen bietet sich an.

Bei Dozierenden betteln

Oft haben Dozentinnen und Dozenten sämtliche relevante Literatur zu ihrem Seminar im Regalen stehen. Da bietet es sich geradezu an, nach ihrer Unterstützung zu fragen.
Vorteile: Seminarleiterinnen und ‑leiter finden es total toll, wenn sich die Studierenden um Bücher kümmern.
Nachteile: Seminarleiterinnen und ‑leiter finden es nicht toll, wenn die Studierenden ihre Spuren auf den Büchern hinterlassen.

Digitales Lesen

Im Netz gibt es einige Möglichkeiten, an seriöse Literatur zu kommen. So gibt es in den Moodle-Kursen der HU teilweise komplette Reader im PDF-Format. Die HU hat Verträge mit Verlagen geschlossen, durch die sich Bücher von einem HU-Rechner aus herunterladen lassen. Das funktioniert auch von zuhause aus: Unter ssl.cms.hu-berlin.de anmelden und den Online-Katalog durchsuchen. Taucht unter den Ergebnissen „Volltext“ auf, führt der Link zur PDF-Datei. Unter books.google.de lassen sich tausende Bücher durchsuchen, von denen sich viele in Auszügen, einige sogar im Volltext lesen lassen. Unter scholar.google.de bietet der Anbieter zudem eine wissenschaftlich orientierte Suchmaschine. Auf ihren Homepages stellen einige Autorinnen und Autoren sogar Aufsätze oder Auszüge aus ihren Werken bereit.
Vorteile: Suchen lohnt sich!
Nachteile: Lesen am Bildschirm macht dumm und führt zu Copy&Paste.

Letzte Strohhalme

Wenn alles nichts bringt, dann gibt es noch ein paar Möglichkeiten. So bietet www.kobv.de eine Suche an, die mehrere berlin- und deutschlandweite Bestände durchforstet. Weiterhin bietet sich Fernleihe an, bei der sich nach wochenlangem Warten herausstellen kann, dass das Buch doch nicht so wichtig ist. Außerdem haben verschiedene Studentenverbindungen eigene kleine Bibliotheken aufgebaut – Vorsicht sei aber geboten, wenn die Weltanschauungen nicht kompatibel sind! Und wer gar nicht weiter weiß, kann einfach das Buch kaufen. Oder ein Urlaubssemester einlegen.

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